Karsten Erik Ose unterrichtet seit Jahren als Gastdozent an verschiedenen Musikhochschulen im In- und Ausland.

Sein besonderes Interesse gilt der Historischen Aufführungspraxis Alter Musik. Die Erfahrung zeigt, daß im Rahmen einer klassischen Ausbildung hier noch immer ein Defizit besteht: Musikern, die sich konzentriert ihrem Instrument hingeben, bleibt oft zu wenig Zeit zu aufführungspraktischem Quellenstudium.

Das positive Echo auf seine Veranstaltungen scheint den Eindruck zu bestätigen: Studenten verschiedenster Blas- und Streichinstrumente oder Sänger sind dankbar, wenn Ihnen ein Musikwissenschaftler, der selbst aus der musikalischen Praxis kommt, aufführungspraktische Fakten zunächst mit Quellenlektüre, Folien, Hörbeispielen etc. theoretisch aber anschaulich vermittelt und dann am Notentext Literaturbeispiele erarbeitet werden.

"Die Veranstaltungen von Herrn Ose zeichnen sich durch brilliante Präsentation profund aufgearbeiteter Materie aus und werden von Studenten und Kollegen begeistert aufgenommen. Er versteht es nicht nur, historische Sachverhalte in umfassenden musik- und geisteswissenschaftlichen Zusammenhängen kompetent, fesselnd und doch unterhaltsam zu vermitteln, er ist auch ein hervorragender Pädagoge in musikpraktischer Anwendung stilistischer Erkenntnisse. (...) Ich wünsche möglichst vielen Studierenden, in den Genuß seiner überaus anregenden Ausführungen kommen zu können."

( Prof. Michael Schneider, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt, Main )


Folgende Kursthemen sind für die Aufführungspraxis Alter Musik von zentraler Bedeutung und werden vom Referenten mit großem Erfolg als workshop angeboten:

Einführung in die Historische Aufführungspraxis

Sie wendet sich zunächst an den Anfänger, der sich einen gründlichen Einblick in das komplexe Gebiet verschaffen will und bisher vor allem auf modernen Instrumenten musiziert hat, mit Literatur der Alten Musik noch wenig in Kontakt gekommen sind, oder sich geschmacklich authentisch "umschulen" möchte.

Themen sind dementsprechend: Rhetorik und Affekt, Unterschiede im Nationalgeschmack (Frankreich, Italien, Deutschland, England) Tempo, Taktarten, Tanzsätze, Tonartensymbolik, Inégalité, Ornamentik etc.)

"Wer seinen Vortrag zu Fragen der Historischen Aufführungspraxis miterlebt hat, der weiß um Oses Fähigkeit, wirkliche Gelehrsamkeit anschaulich, unterhaltend und informativ auszubreiten."
( Georg Goebel, early music im Ibach Haus, Schwelm )

J. J. Quantz, C.P.E. Bach und die Berliner Schule

Angestrebt wird der angemessene Umgang mit zwei Hauptquellen der Historischen Aufführungspraxis, die zwar Kronzeugen ihrer Zeit sind, bei näherer Betrachtung aber keineswegs "Bibeln der Aufführungspraxis". Für welche Musik haben sie Gültigkeit und wie lange sind sie bedeutsam geblieben? Erarbeitet wird nach Darstellung der Forschung Literatur der Berliner Schule (Quantz, Bach, Graun, Benda, Friedrich II., Agricola etc.) für verschiedene Instrumente (vornehmlich Traverso, Blockflöte, Violine) oder Gesang.

"In einer entspannten Atmosphäre - gewürzt mit passenden Anekdoten - ist es Karsten Erik Ose gelungen, Musikwissenschaft und Aufführungspraxis miteinander zu verbinden. Ein workshop, der eine besondere Note verdient!" ( Prof. Günther Höller, Musikhochschule Köln )

Ornamentik des italienischen Hochbarock

Ein Vergleich der erhaltenen ornamentierten Sätze und historischer Walzenaufnahmen mit aktuellen Schallaufnahmen zeigt, daß der authentische Befund heute nicht immer in die Praxis umgesetzt wird. Es sollen zuerst einige historische Literaturbeispiele (aus ganz Europa) analysiert werden und dann verschiedene Sätze, die vom Komponisten unornamentiert gelassen wurden, im ästhetischen Kontext ihrer Entstehungszeit ausgeziert werden.

"Alles in allem war der Kurs informativ, witzig und rhetorisch ausgefeilt. Oses großes Wissen zeigte sich nicht nur beim Thema Ornamentik der Barockzeit, sondern auch bei Fragen der Tempo- und Taktrelationen, des Tempowechsels, bei Satz- und Charakterbezeichnungen (...). Man brauchte nur einen Begriff anzusprechen, und es sprudelte aus ihm heraus." ( Dr. Barbara Engelbert in Tibia 1 / 2002 über eine Fortbildungsveranstaltung an der Robert-Schumann-Hochschule, Düsseldorf )

Die Musikalische "Klang=Rede"

Anknüpfend an Johann Matthesons Terminus der "Klang=Rede", die er 1739 in seinem "Vollkommenen Kapellmeister" vorstellt, wird untersucht, inwieweit rhetorische Prinzipien für die Komponisten des 18. Jahrhunderts tatsächlich verbindlich waren, und inwieweit die Kenntnis rhetorischer Strukturen eine individuelle Interpretationsfindung heute bedingen und erleichtern kann. Die Kenntnis barocker Rhetorik vereinfacht zudem die Analyse von Alter Musik und differenziert die Ansätze der modernen Formenlehre.

"Vom Ausdruck der Leidenschaften" - Zum Affektbegriff im 16.-18. Jahrhundert

Anhand der umfänglichen Quellenlage in Musiktheorie, Schauspielkunst und Bildender Kunst soll interdisziplinär ein Eindruck davon vermittelt werden, daß "Finis und Endursach" des Musizierens seit der Antike der Ausdruck von Affekten gewesen ist. Welches Musikstück aber hat welchen Affekt, wechselt derselbe innerhalb des Stückes? Welche musikalischen Mittel zeigen welchen Affekt an? Wo verraten Figuren und musikalische Gesten etwas vom herrschenden Affekt? Sollen Affekte dramatisch expressiv oder aristokratisch zurückhaltend in Klang übersetzt werden? Viele Fragen, die vor dem Hintergrund theoretischer Einblicke praktisch geklärt werden sollen.

Temporelationen

Wohl kaum ein Aspekt des Musizierens hat die Forschung so beschäftigt wie die Frage nach dem "richtigen" Tempo. Von halbierten Tempi (W.R. Talsma, G. Wehmeyer) bis zu verdoppelten (K. Miehling, W. Auhagen) sind dabei alle Theorien vertreten worden. Dargestellt werden soll der historische Befund und seine wissenschaftliche Interpretation der letzten Jahre. Erst die praktische Anwendung kann manches Problem klären, und nicht zuletzt das Hinzuziehen von Ergebnissen der Tanzwissenschaft hilft, der Frage nach dem vom Komponisten intendierten Tempo näher zu kommen.

Musikalische Ikonographie

... nennt sich eine jüngere, interdisziplinäre Forschungsrichtung, die sich mit der (symbolischen) Bedeutung von Musik und Musikinstrumenten in der Bildenden Kunst auseinandersetzt. Erst eine Untersuchung angrenzender Wissenschaften kann vertiefte Einblicke in kulturelle Zusammenhänge vergangener Epochen vermitteln. Betrachtet und analysiert werden Dokumente aus Malerei, Druckgraphik und Emblemliteratur des 16. - 18. Jahrhunderts in Form eines Lichtbildervortrages.

Historische Tänze - Gestus und musikalische Aufführungspraxis

Erst vor dem Hintergrund einer Kenntnis von Charakter, Choreographie und von tanztheoretischen Voraussetzungen können Allemande, Courante, Sarabande, Gigue und andere Tanztypen barocker Musik adäquat in Tempo, Artikulation und Diktion umgesetzt werden. Verglichen werden Tanzsätze verschiedener Regionen und Einzelsätze, hinter denen sich Tanzcharaktere verbergen. Quellentexte (primär, sekundär), Hörvergleiche moderner Interpretationen und Videomaterial des "Nederlands Dans Theater" erleichtern den Einstieg in die komplexe Thematik.

"Herrn Oses Darstellungen zeugen von einer ganzheitlichen Durchdringung der hervorragend ausgearbeiteten Materie und stießen in ihrer fesselnden und zugleich unterhaltsamen Art bei den Studierenden auf große Resonanz. Dies gilt sowohl für die verbale Ebene seines Referates als auch für seine Anleitung zur musikalischen Ausführung, die profundes Wissen und eine Identifizierung mit der Musik selbst beweist."
( Prof. Bernhard Klapprott, Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar )

Georg Muffat - ein musikalischer Diplomat des 17. Jahrhunderts

Als Schüler von Arcangelo Corelli in Rom und Jean Baptiste Lully in Paris sucht Georg Muffat in seinen eigenen Kompositionen den italienischen und den französischen Stil in Deutschland einzuführen. In den umfänglichen Vorworten zu seinen Kompositionen beschreibt Muffat zudem die aufführungspraktischen Gepflogenheiten des "gusto italiano" und des französischen "bon gou"t, wodurch er heute zu einem herausragenden Kronzeugen der Historischen Aufführungspraxis wird. Vor allem seine Angaben zu Stricharten bei Lully und Corelli sind für jeden Geiger von brennendem Interesse ...

Musik und Gestik

Auf der Suche nach dem angemessenen Ausdruck Alter Musik kann dem Musiker und vor allem dem Sänger die Kenntnis der überlieferten Schauspieltraktate von großem Nutzen sein. Das Zusammenspiel von Wort, Ton und Körpersprache veranschaulicht musikalische und dramatische Bezüge und steigert die Eindringlichkeit des darzustellenden Affekts enorm. Dieses Seminar erfolgt in Zusammenarbeit mit Kerstin Maria Jürgenbehring (Düsseldorf), die sich seit Jahren mit barockem Gesang und historischer Gestik befasst und ihre Arbeit in etlichen Konzerten und Kursen eindrucksvoll präsentiert hat.

"An der lebhaften Teilnahme an Herrn Oses Unterrichtsangebot lässt sich das große Interesse und die Begeisterung ablesen, die die Studenten seinen von profunder Sachkenntnis und virtuoser Vermittlungstechnik geprägten Veranstaltungen engegenbringen" ( Prof. Gudrun Heyens, Folkwanghochschule Essen, Abtlg. Duisburg )

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